18thAugust

Wandelt sich die Wissensgesellschaft in eine Glaubensgemeinschaft?

Es gibt viele Stereotyp-Bezeichnungen für moderne Gesellschaften. Sie hängen jeweils vom Standpunkt des Betrachters ab. Eine generelle Übereinstimmung besteht darin, dass mit James Watt (1736-1819) und der Erfindung der Dampfmaschine ein Übergang von der Agrar- in eine Industriegesellschaft mit zum Teil dramatisch-revolutionären sozialen und politischen Folgen erfolgte. Der Wandel übte nachhaltige Wirkungen aus auf die Lebens- und Produktionsverhältnisse. Technik und Wissenschaft griffen immer stärker in unser Dasein ein und vor allem die Kommunikation erfuhr einen enormen Aufschwung. Der Forschergeist trieb Blüten. Die Atomphysik entwickelte sich über die Quantenphysik, die Relativitätstheorie zur Quantenfeldtheorie. Man erkannte die Nichtdeterminiertheit von physikalischen Vorgängen, zu denen insbesondere das Wetter gehört.

Der Verkehr zu Lande, zu Wasser und in der Luft vervielfachte und beschleunigte sich. Das galt auch für die Kommunikation, die mit der Telegrafie begann und uns Telefon, Radio und Fernsehen bescherte. Mit der Satellitentechnik lassen sich Direktinformationen rund um den Globus verbreiten. Von allen Energien ist die elektrische Energie die bedeutendste und unverzichtbar. Fällt sie aus, dann kollabiert die so kunstvolle technische Welt. Die Stromproduktion gänzlich per „Energiewende“ auf das natürliche Angebot von Sonne, Wasser und Wind zu reduzieren, ist ein äußerst gewagtes Abenteuer, das an unüberwindbare technische Grenzen stößt.

 

Doch ein Weniger an Strom wird von gewissen Gesellschaftskreisen nicht als negativ gesehen, ließen sich doch damit etliche Missstände aus der Welt beseitigen. Das betrifft die Konsum-, Wachstums- und Wegwerfgesellschaft. Der Gradmesser der Kultur der Verschwendung ist der „Konsumklimaindex“, an dem sich jeden Monat ablesen lässt, wie es um unseren Kaufrausch bestellt ist. Eine Drosselung des Konsumklimas wäre segensreich für den Schutz der Ressourcen. Ein Weniger an Kommunikation könnte die Mobilität drosseln, die Lust an Reisen in „fremde Klimata“ mindern und so helfen, den „klimatischen Fußabdruck“ zu reduzieren. Reduktionisten und Minimalisten haben hier ein unendliches revolutionäres Betätigungsfeld. Seit Jahren wird über das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung die „Große Transformation“ gepredigt, die radikale Umwandlung der modernen Industriegesellschaften in einfache „dekarbonisierte“ postindustrielle Gesellschaften der Bescheidenheit und Genügsamkeit.

 

Doch solch eine revolutionäre Gesellschaftsveränderung vollzieht sich nicht ohne Gegenrevolution, denn wer will schon eine ideologische Gängelung ertragen, die sich auf eine einziges Ziel reduzieren lässt: Klimaschutz!

 

Das Fundament Industriegesellschaft beruht auf Wissen

 

Parallel zur Entwicklung der Industriegesellschaft entstanden und entwickelten sich Erziehung und Bildung, entstanden die Schulen und Universitäten, erfolgte die berufliche Ausbildung. Es entwickelte sich auf Basis der Informationsgesellschaft die Wissensgesellschaft. Neben Arbeit und kapital tritt das Wissen als Produktionsfaktor.

 

Der Begriff Wissensgesellschaft wurde 1997 von Forschungsminister Jürgen Rüttgers geprägt: „Die verschmelzenden Informations- und Kommunikationstechniken werden zum Motor für technische und gesellschaftliche Innovationen.“ Doch „Internet“ und „Multimedia“ können Lebensgewohnheiten, Infrastrukturen, Wirtschaftssysteme verändern, aber sie sind kein persönliches „Wissen“, das man sich aus Informationen erst hart erarbeiten muss. Wissen muss erst Besitz werden, bevor dieser vermehrt werden kann. Der Wissensschatz lässt sich nur heben, der Wissensdurst gestillt werden, wenn man eine solide Grundbildung genossen hat, die befähigt, das Überangebot an Informationen zu sichten und zu werten, um daraus ein „Mehrwissen“ zu extrahieren. Wissensfähigkeit setzt Kritikfähigkeit voraus, um sich ein eigenes Urteil im Sinne eines vernünftigen Arguments bilden zu können.

 

Dieses verbirgt sich hinter der Forderung „sapere aude“ als Spruch der Aufklärung. Immanuel Kant (1724-1804) übersetzte diesen Spruch wie folgt: „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen, um dich aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien.“ Wir erleben leider, dass sich immer mehr Menschen am Wissenskonsum wie der Wissensschöpfung beteiligen können, es aber immer weniger tun, weil kritisches Bewusstsein immer weniger gefragt und gewünscht wird. Wissen ist für herrschende Ideologien sehr gefährlich und für den „Zeitgeist“ hinderlich.

 

Wir haben den sehr traurigen Zustand, dass ideologisch fixierte und machtpolitisch ehrgeizige Wissenschaftseliten sich Wissensmonopole geschaffen haben, die den Zeitgeist dominieren. Dies funktioniert aber nur, solange sie nicht kritisch hinterfragt werden. Insofern müssen sie ihre ideologischen Irrlehren zu „Glaubensdogmen“ erheben, die von Gesinnungsmehrheiten in den Rang einer „Konsensmeinung“ erhoben, abgesegnet und kritikfrei gestellt wurden. Jeder Widerspruch wird von den Wächtern des „Zeitgeistes“ geahndet und verfolgt. Wer den Mut hat, das „Wissen“ als Unwissen zu enttarnen, der wird zum Außenseiter deklariert, der sich „antidemokratisch“ verhält. Dies ist eine bewusst bösartige Unterstellung, denn „Demokratie“ ist eine Staatsform, in der konkurrierende Parteien um Mehrheiten ringen zur Lösung kontroverser politischer Fragen. In den Parlamenten werden Regeln zu Steuersätzen formuliert, die jederzeit wieder geändert werden können. Doch dieses Prinzip gilt nicht in der Wissenschaft. In den Naturwissenschaften geht es um die Suche nach Wahrheit, nach gültigen Naturgesetzen. Wissenschaft ist keine Konsensveranstaltung, in der Mehrheiten Recht haben. Hier zählen reproduzierbare und kontrollierbare Experimente und Beweise. Auch wenn die Politik einhellig die Schwerkraft aufheben würde, sie könnte das „Umfallen“ nicht verhindern.

 

Der Siegeszug von Ideologie und Glauben über das Wissen

 

Musterbeispiel und Prototyp einer ideologisierten Wissenschaft ist die „Klimaforschung“. Sie hat weder etwas zu schaffen mit der Meteorologie, die eine physikalische Wissenschaft ist und deren Namensgeber Aristoteles (384-322 v. Chr.) ist. Nach Aristoteles ist alles „naturbeschaffen“, was „in sich selbst einen Anfang von Veränderung und Bestand hat“. Demgegenüber stehen die hergestellte Dinge, die abgeleiteten Artefakte, die vom Menschen durch Kunst erschaffen werden, also keinen „Anfang in sich selbst“ haben. Analog unterschied Kant das „Ding“ von dem „Ding an sich“, das keine Eigenexistenz und damit keine Realität hat. Solch ein „Ding an sich“ ist das Klima! Klima ist nicht „naturbeschaffen“, es ist ein Abstraktum. Als Begründer der Klimatologie gilt Alexander von Humboldt (1769-1859). Die Klimatologie befasste sich mit der statistischen Bearbeitung vom meteorologischen Messdaten. Der Erhebung von Wetterdaten ging die Entwicklung von meteorologischen Messgeräten für z.B. Luftdruck, Temperatur, Wind, Feuchtigkeit, Sonnenschein, Niederschlag voraus. Die Klimatologie ist nach Prof. Dr. Karl Heinrich Knoch (1883-1972) „angewandte Meteorologie“.

 

Erst als genügend Messdaten vorlagen, konnte man an die statistische Bearbeitung gehen und Mittelwerte ausrechnen. Im Jahr 1780 definierte man über die „Mannheimer Stunden“ die Tagesmitteltemperatur. Ihr liegen Temperaturwerte von 7, 14 und 21 Uhr zugrunde. Eine Tm ist immer ein berechneter und kein gemessener, ein künstlicher und kein natürlicher Wert! Das gilt erst recht für Monats- und Jahresmittelwerte, aber insbesondere für Klimawerte, denen eine Messperiode von 30 Jahren zugrunde liegt. Diese 30-Jahr-Periode wurde 1935 in Warschau von den Wetterdienste festgelegt und die Zeitspanne 1901 bis 1930 als „Klimanormalperiode“ deklariert, als Maßstab, der aber von Natur aus variabel ist und keinerlei Richtschnur darstellt. Die Klimatologie ist per Definition eine Geschichtswissenschaft, die sich mit der Wettervergangenheit befasst, indem sie versucht, mittlere Zustände und Abläufe zu ergründen. Mehr kann die Klimatologie nicht. Sie kann vor allem keine Hinweise über das künftige Wetter abgeben. Das können und müssen die Meteorologen selber tun.

 

Die „Klimaforschung“, besser „Globalklimaforschung“, hat aus einem Satz von international erhobener Wetterdaten eine „Welttemperatur“ oder „Globaltemperatur“ berechnet, diese im Idealwert deklariert und zum Schutzgut erklärt. Sie hat gleichzeitig bestimmt, dass die Globaltemperatur von 15° C einzig vom Kohlenstoffdioxidgehalt der Luft (CO2) abhängig ist. Dieser übe eine „Strahlungskraft“ (radiative forcing) direkt auf die Globaltemperatur aus, so dass ein Anstieg des CO2-Gehaltes der Luft automatisch und direkt eine Erhöhung der Globaltemperatur nach sich ziehe. So wurden auch alle Klimamodelle programmiert, so dass die Klimaforschung zu Ausflüchten wie der „Klimapause“ suchen muss, um eine Stagnation der Globaltemperatur trotz enormen Anstiegs des CO2-Gehalts zu „erklären“.

 

Der spontane Siegeszug der „Klimaforschung“ ist dem Umstand zu verdanken, dass diese in einen Zustand allgemeiner Hysterie hinein geboren wurde. Weltuntergangspropheten bestimmten nach den atomaren Katastrophen von Hiroshima uns Nagasaki am 6. und 9. August 1945 das öffentliche politische Meinungsklima. Es ging die Angst vor der Bevölkerungskatastrophe und wie dem Welthunger, es grassierte die Angst vor Insektiziden und Pestiziden wie dem „stummen Frühling“, den SO2-Emissionen und der „Versauerung der Seen“, dem „Waldsterben“, dem UV-Tod durch dem „Ozonloch“. In diese Stimmung platzte 1986 die „Warnung vor der drohenden Klimakatastrophe“ durch die Deutsche Physikalische Gesellschaft.

 

Wenn solch eine ehrwürdige Gesellschaft unter Hinweis auf ihre 30000 Mitglieder die „Klimakatastrophe“ als „Klima-GAU“ prophezeit und diese Warnung vom SPIEGEL übernommen und mit dem Untergang des Kölner Domes in den Nordseefluten plastisch vor Augen gestellt wird, dann ist die „Wissensgesellschaft“ in Angst und Schrecken versetzt, dann muss die Politik reagieren. Wer hat schon den Verstand und den Mut, dieser geballten Macht entgegenzutreten? Dazu hatten nur Wenige die Zivilcourage. Die Mehrheit suchte Schutz in der „Schweigespirale“!

 

Selbst die Deutsche Meteorologische Gesellschaft beugte sich 1987 der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und hatte nicht den Mut, die Hypothese vom „natürlichen Treibhauseffekt“ als puren Unsinn zu widerlegen. Warum beruht alles Leben auf der Erde dem Befehl „Es werde Licht“? Weil jeder Körper unentwegt Energie abstrahlt, sich abkühlt und daher erwärmt werden muss, um Leben basierend auf der Fotosynthese hervorbringen zu können.

 

Dieses Wissen hatten unsere Urahnen und haben die Sonne als Urquell allen Lebens angesehen. Wir dagegen glauben an den „Treibhauseffekt“ und an die wärmende „Gegenstrahlung“! Doch unsere Instinkte bewahren uns davor, uns nachts unbedeckt bei klarem Himmel im Freien zur Ruhe zu betten. Dieses Experiment könnte tödlich enden!

 

Unter den Wissenschaften gibt es eine Rangordnung von Exaktheit. Als exakteste der Naturwissenschaften wird gerne die Physik angesehen, wenngleich diese über Werner Heisenberg (1901-1976), der 1927 die „Heisenbergsche Unschärferelation“ entdeckte. Danach kann man nicht gleichzeitig Ort und Impuls eines Teilchens beliebig genau bestimmen. Technik und Wissenschaft bedienen sich des analytischen Denkens, als dessen Vater René Descartes (1596-1650), der auch den Rationalismus begründete, gilt. Ein analytischer Denker ist bestrebt zu wissen, was die Welt im Innersten zusammen hält, daher auch der Ausspruch von Descartes: „cogito ergo sum“. Der Zweifel treibt die Wissenschaft voran, nicht der Glaube oder das Für-wahr-halten.

 

Ein Naturwissenschaftler muss die Fähigkeit haben, Wesentliches und Unwesentliches zu unterscheiden. Er muss den Sinn schärfen für Zusammenhänge, Abhängigkeiten. Er muss Korrelationen von Kausalitäten unterscheiden und zielgerichtet experimentieren können. Vor allen Dingen muss er differenzieren können zwischen gemessenen Wetterdaten und berechneten Klimadaten und darf sich nicht zu der fatal falschen Aussage verleiten lassen, dass die „Sünden“ des Menschen am Klima dazu führen, dass sich das Klima am Menschen rächt durch ein Mehr an Extremwetter. Das ist alles andere als analytisch gedacht und damit unwissenschaftlich!

 

Oppenheim, den 18. August 2015                 Diplom-Meteorologe Dr. phil. Wolfgang Thüne

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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