28thApril

Klimaforschung agiert weiter fern jedweden Wirklichkeitsbezugs

Als im Januar 1986 die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG) die „Warnung vor der drohenden Klimakatastrophe“ aussprach, schien die wissenschaftliche Faktenlage nachhaltig gesichert. Das Parlament installierte 1987 eigens die Enquete-Kommission Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre und beschloss am 2. November 1988 ein politisches Handlungsprogramm. Die Zeit drängte. Niemand wollte den globalklimatischen Kollaps provozieren.

Im November 1994 übernahm Angela Merkel als Minister die umweltpolitische Verantwortung. In ihrem Buch „Der Preis des Überlebens“ von 1997 schreibt sie: „Eine unserer größten Umweltgefahren ist die Erwärmung der Erdatmosphäre infolge des Treibhauseffektes.“ Als Gefahren nannte sie einen „Anstieg der mittleren globalen Lufttemperatur um rund 2°C bis zum Jahr 2100“ und „einen durchschnittlichen Anstieg des Meeresspiegels um rund 50 cm“. Sie verkündete ein CO2-Reduktionsziel von minus 25 % bis zum Jahr 2005 bezogen auf das Niveau von 1990.

Dieses Ziel wurde rechnerisch eingehalten, doch das führte zu keiner Beruhigung oder Heilung der Klimakrise. Im Gegenteil, die Wissenschaft nahm Fahrt auf und produzierte in immer kürzerer Folge apokalyptische Untergangsszenarien. Man orientierte sich an „Hollywood“, wo futuristische Endzeitgruselgeschichten hoch in der Publikumsgunst stehen und wie „Sand am Meer“ produziert werden.

Im Schatten der Entwicklung numerischer Wettervorhersagemodelle

Bis Mitte der 60er Jahre herrschte die Meinung vor, dass es um die Erfolgsaussichten einer numerisch-objektiven und damit automatisierbaren Wettervorhersage mittels Analogieprinzip sehr schlecht bestellt sei. Ähnlich wie bei den Fingerabdrücken sei es unmöglich, ein und dieselbe Wetterlage zweimal anzutreffen, selbst wenn man noch 500 Jahre warten sollte. Man beschritt daher einen anderen Weg und versuchte, über die Höhenströmung Bodendruckfelder vorherzusagen und daraus Wettervorhersagen abzuleiten. Dies erwies sich als erfolgreich und seit Dezember 1992 gibt es für Deutschland eine numerische Mittelfristvorhersage wirklichen Wetters.

Im Windschatten der numerischen Wettervorhersagen entstanden „Klimamodelle“, die völlig anders konzipiert sind und daher prinzipiell keine „Klimaprognosen“ machen können. Das Wetter hat einen Anfang! Man geht von gemessenen Luftdruck-, Wind- und Temperaturfeldern aus und berechnet dann mittels nichtlinearer Differentialgleichungen deren Veränderungen. Dies geht bei allen Unzulänglichkeiten eine Zeitlang gut, doch nach spätestens 14 Tagen sind die Gleichungen nicht mehr lösbar, driften die Vorhersagen ins Surrealistische ab. Monats- oder Jahreszeitenvorhersagen des Wetters sind unmöglich.

Völlig anders sind „Klimamodelle“ gestrickt. Sie gehen nicht von gemessenen Anfangsfeldern aus, sondern bauen auf fiktiven Feldern auf. Dann werden Randwerte formuliert und potentielle Entwicklungsszenarien durchgespielt. Anhand vorgegebener Anstiege des CO2-Gehaltes und der Annahme einer speziellen Strahlungskraft („radiative forcing“) der CO2 Moleküle auf die Luft-Temperatur werden bunt eingefärbte Temperaturabweichungen berechnet. Standardmäßig ist die modellmäßig einprogrammierte „dunkelrote“ Erwärmung an den Polkappen am höchsten, doch sonst zeigen sich völlig irreguläre Muster, auch blaue Abkühlungsgebiete, die durch keine Strömungsmuster erklärt werden können. Noch nie hat daher ein Klimamodell eine potentielle Luftdruckverteilung mit Änderung des Musters der Allgemeinen Zirkulation vorhergesagt. Man entgeht raffiniert der bohrenden Nachfrage, wie das für die Jahre 2050, 2080 oder 2100 möglich sein könnte.

Klimamodellrechnungen, das hat sogar der Weltklimarat IPCC offiziell erklärt, sind keine Klima-Vorhersagen oder Klima-Prognosen, sondern bestenfalls Modell-Abschätzungen. Mit jeder kleinen Variation oder Veränderung eines Parameters kann ein anderes Szenario der staunenden Öffentlichkeit dargeboten werden. Dieses Spiel wird seit fast 30 Jahren gespielt. Dass wir uns immer noch beeindrucken und ängstigen lassen, ist auf unsere psychische Instabilität mitsamt naturgegebener Ängstlichkeit, obrigkeitlicher Hörigkeit wie kritikloser Vertrauensseligkeit zurückzuführen. Rational erklärbar ist es nicht! Wo bleibt das befreiende „sapere aude“ des Immanuel Kant? Wo bleibt der Mut, seinen eigenen Verstand zu benutzen, um sich aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien?

Joachim Müller-Jung hat diese Situation auf den Punkt gebracht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 20. März 2013 mit der Überschrift: „Wer die Welt simuliert, hat die Wahrheit nicht gepachtet“! Mit den extrem vereinfachten Klimamodellen sei es wie mit den einfachen ökonomischen Modellen. Sie bilden die Wirklichkeit nur immer rudimentär ab und bleiben Simulationen, so fest man auch an seine Modelle glauben mag. Ob beim Wetter oder der Wirtschaft – der „Laplacesche Dämon“ ist ein bleibt eine utopische Denkfigur.

So windig die Klimamodelle so ungenau die Klimarekonstruktionsversuche

Es sei noch einmal betont: Klimamodelle simulieren keine Realität! Als Negativbeispiel der Klima-Prognostiker wird der führende deutsche Klimaforscher Hans-Joachim Schnellnhuber, Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, genannt. Vor viereinhalb Jahren habe er in der FAZ vorhergesagt: „Gelingt die Abgas-Trendwende bis 2020 nicht, dann dürfte eine Erderwärmung mit verheerenden Folgen, etwa dem Abschmelzen des Grönland-Eisschildes und dem Kollaps des Amazonas-Regenwaldes, kaum noch zu vermeiden sein.“ In einem anderen Aufsatz über die neun „Kippelemente“ des Weltklimas, so Müller-Jung weiter, hätte Hans-Joachim Schellnhuber drohend prophezeit, dass es bis zum Jahr 2080 zu einem „vollkommenen Zusammenbruch des Amazonasregenwaldes kommen“ könnte.

Dieses numerische Spielen mit Klima-Algorithmen ohne physikalischen Hintergrund fördert die Unsicherheit und erhöht den Interpretationsbedarf ob der Widersprüche zu früheren Modellen. Auch der ewige Vergleich fehlerhafter Modelle untereinander bringt keinen Erkenntnisgewinn, zumal es um Szenarien einer fernen Zukunft geht, die ohnehin niemand erlebt. Dabei lässt sich selbst die Klima-Vergangenheit weder widerspruchsfrei rekonstruieren noch erklären. Dies liegt schlicht und einfach an der Tatsache, dass es Klima als Naturvorgang wie das Wetter, das man spüren und fühlen kann, nicht gibt. Jede Klima-Rekonstruktion ist ein Versuch, die Spuren, die das Wetter in der belebten wie unbelebten Natur hinterlassen hat, aufzuspüren und zu interpretieren. Dies geht ansatzweise nur mit Proxydaten, die Analyse von fossilen Funden, von Eisbohrkernen, Baum-Jahrringen, Tropfsteinen oder Sediment-Ablagerungen in Seen.

All diese Untersuchungen ergeben keine exakten Ergebnisse, sondern eine breite Vielfalt von ständig wechselnden Lehrmeinungen. Da werden aus simplen Korrelationen plötzlich strenge Kausalitäten, da werden Ursache und Wirkung vertauscht, da wird der Begriff Gleichzeitigkeit auf hunderte von Jahren ausgedehnt. Doch diese Widersprüchlichkeiten bleiben dem Publikum verborgen, weil es unmöglich die Unmenge an Publikationen lesen und verfolgen kann. Wenn es ein „Weltklima“ gäbe, dann könnte dieses auf der Weltkugel nur synchron, zeitgleich ablaufen. Dies galt bisher als Konsensmeinung.

Am 18. April 2013 präsentierte der Informationsdienst Wissenschaft eine Studie der Universität Bern wie der Schweizer Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft in Birmensdorf, wonach das Klima der vergangenen 2000 Jahre große Unterschiede zwischen den Kontinenten aufgewiesen und sich zwischen Nord- und Südhemisphäre sehr unterschiedlich entwickelt habe. So soll die Mittelalterliche Warmzeit im Süden mehr als 300 Jahre gedauert und die so genannte Kleine Eiszeit einige Jahrzehnte später als im Norden eingetreten sein. Erstere soll auf der nördlichen Hemisphäre von 830 bis 1100, auf der südlichen von 1160 bis 1370 gedauert haben. Die Kleine Eiszeit soll in der Arktis, Europa und Asien mehrere Dekaden früher -um 1500- als in anderen Regionen begonnen haben. Wenn das alles stimmen sollte, müsste die gesamte bisherige Klimageschichte umgeschrieben werden. Haben Sie Zweifel? Schließlich, so Raphael Neukom mit voller Überzeugung, standen uns „in der tropischen Regionen Australiens und den hohen Anden mehrheitlich Daten von Korallen beziehungsweise Seesedimenten und Eisbohrkernen zur Verfügung“.

Und dann als Beruhigung oder Drohung? „Die globale Erwärmung im 20. Jahrhudert ist in der Nordhemisphäre rund doppelt so stark wie in der Südhemisphäre.“ Näheres wird dazu leider nicht gesagt. Aber Angst einflößend soll dann wohl der Hinweis sein: „Insgesamt war die globale Durchschnittstemperatur in den letzten 1400 Jahren wahrscheinlich nie höher als 1971-2000.“ Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch diese Aussagen bald revidiert werden.

Zur hohen Kunst der Klima-Rhetorik

Schon bei den Griechen nahm die Rhetorik, die Kunst der Beredsamkeit oder Redekunst, einen hohen Stellenwert ein. Sie galt als ‚regina artis‘, als „Königin der freien Künste“. Ein guter Rhetoriker hatte die Aufgabe, seine Zuhörer von einer Aussage zu überzeugen und diese dann zu entsprechenden Handlungen zu bewegen. Exakt dies versuchen Klimawissenschaft und Klimapolitik in gemeinsamer Anstrengung. Offensichtlich hatte man aufmerksam Platon und Aristoteles studiert und das 55 v. Chr. erschienene rhetorische Hauptwerk von Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) „De oratore“ zu Rate gezogen.

Wissend, dass der Mensch von Natur ein ängstliches wie schutzbedürftiges Wesen ist, bedienen sich die Klimaexperten zunächst der Angst-Rhetorik und drohen mit der Klimakatastrophe. Sie versetzen die Herde Mensch in Angst und Schrecken. Dann bemühen sie die Trost-Rhetorik und versprechen Klimaschutz. Ganz wichtig ist drittens die Schuld-Rhetorik. Beim Klima muss ein Schuldiger her, der die ganze zur Klimakatastrophe ausartende Klimakrise angestoßen hat und zur Bußgeldzahlung herangezogen werden kann. Und wo kann man am besten Schuldzahlungen eintreiben? Dazu hat man die reichen Industrienationen ausgesucht! So wurden wir als reiche und satte Wohlstandsmenschen pauschal zu Klimakillern verurteilt, zu mordenden Störfaktoren der Natur erklärt. Zum Mordinstrument wurde das Umweltgift CO2 erklärt. Damit zerstören wir die Schöpfung und rotten uns letzten Endes selbst aus. Dieses gefährliche Umweltgift müsse eingefangen und eingesperrt, ein CO2-freies Leben, eine CO2-freie Gesellschaft und karbonfreie Wirtschaft müsse angestrebt werden.

Man muss schon ein Sprach- und Wortartist, ein sehr guter Psychologe und in der Kunst der Dialektik perfekt geschult sein, um die Menschheit vor einer Gefahr zu ängstigen, die allein in der Einbildung besteht, uns eingeredet worden ist. Worte dringen als Schallwellen an unser Ohr, werden als Schwingungen unterschiedlicher Frequenz und Stärke wahrgenommen. Worte rufen in uns unterschiedliche Neigungen hervor, verändern unser Innenklima, unser Seelenleben. Worte können gut tun, uns schmeicheln, Liebesgefühle und Zuneigung wecken. Worte haben auch Gewicht, können Waffen sein. Worte können Hass, Missgunst, Neid und Unruhe stiften, ja Kriege auslösen. Denken Sie nur an die „Emser Depesche“ vom 13. Juli 1870, in deren Folge das Kaiserreich Frankreich dem Königreich Preußen den Krieg erklärte. Worte können selbst stabile Neigungen zum Kippen bringen und Streitereien entzünden. Zuneigung kann plötzlich in Abneigung umschlagen, eine Ehekrise auslösen bis hin zur Scheidung, einer Klimakatastrophe. Dies ist die einzig reale Katastrophe, die Klima in der Bedeutung von Neigung auslösen kann.

Klima als statistisches Abfallprodukt 30jähriger Wetteraufzeichnungen und Wetterbeobachtung ist dagegen ein Rechenkonstrukt ohne physikalische Wirklichkeit, ein toter Zahlenwert wie die Tagesmitteltemperatur, die nichts über den tatsächlichen Tagesgang der Temperatur aussagt. Die Spitze jedweder Abstraktion ist die „Globaltemperatur“. Sie ist ein Wert ohne jeglichen praktischen Nutzwert. Aber sie ist ein Spielwert, mit dem man metaphysische Ängste schüren und ein Gefühl von Hölle simulieren kann.

Längst hat in den meisten von uns das Klima „Gestalt“ angenommen. Es regiert am Verstande vorbei unser Unbewusstsein in Form eines Gespenstes, das unser Verhalten lobt oder tadelt. Das Klimagespenst wird zur Disziplinierung eingesetzt, kann auch Rügen austeilen. Am 11. April 2013 fand ich in der Allgemeinen Zeitung Mainz die Überschrift: „Klimarüge für Bouffiers Dienstauto“! Jeder Politiker bekommt von der Deutschen Umwelthilfe eine „Rote Karte“, dessen Auto den EU-Zielwert von 130 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer um mehr als 40 Prozent übersteigt. Dies tat nicht nur der Dienstwagen von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), sondern ebenfalls auch der von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Eigentlich ist diese Benotung zu begrüßen, denn wer außer den Politikern lässt sich solche unsinnigen Klimaschutzmaßnahmen einfallen?

Die 40 Millionen Autofahrer in Deutschland wissen genau, dass das Wetter keine Notiz davon nimmt, ob sie am Wochenende das Auto in der Garage lassen oder einen Spaziergang machen oder eine Radtour mit dem „Drahtesel“ unternehmen. Dies ändert nichts am Wetter, befördert aber die Bewegung und damit Gesundheit. Verwunderlich ist nur, dass sich die Autofahrer als „Klimakiller“ beschimpfen lassen und für ihre „Klimasünden“ teuer bezahlen, ohne lautstark dagegen zu opponieren und zu protestieren. Erfreulich ist die Erwärmung von 6,8°C am Samstag 12 Uhr auf 8,0°C am Sonntag 12 Uhr in Oppeenheim. Schreitet der Anstieg linear weiter voran, dann könnten wir am 21. Juni zum Sommeranfang mit einer Mittagshitze von gut 70°C rechnen!

Oppenheim, den 28. April 2013                                                Dipl.-Met. Dr. phil. Wolfgang Thüne

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