19thApril

Buchbesprechung: Brad Smith; Carol Ann Browne: Tools and Weapons, Digitalisierung am Scheideweg, Versprechen, Gefahren und neue Verantwortung im digitalen Zeitalter; München 2020; Seite 400; ISBN 978-3-86881-783-6; EUR 24,99;

Das Lesen eines guten Buches ist ein Abenteuer; das Schreiben ist wie der Aufbruch zu einer Odyssee. Dies zeigen die vielen Rückblicke in die Geschichte. Die Sprache, die Schrift, das Abschreiben, der Bau von Bibliotheken, die Druckkunst führten zur digitalen Infrastruktur, zur Cloud, einer festungsähnlichen und viel Elektrizität fressenden Wolke. „Werkzeuge und Waffen“ zum Guten wie Bösen, die ein neues Angstzeitalter eingeläutet haben. Das Buch ist verständlich und spannend geschrieben und beinhaltet 17 Kapitel wie Technologie und öffentliche Sicherheit, Privatsphäre und Datensicherheit, Soziale Medien, Cybersicherheit, Schutz der Verbraucherdaten, Breitband im ganzen Land, Digitale Souveränität in einer  vernetzten Welt. Das Fazit behandelt den Umgang „mit einer Technologie, die größer ist als wir“.

Das Buch beginnt am 20. Mai 2013, an dem Tag als sich Edward Snowdon nach Hongkong absetzte mit mehr als eine Million höchst vertraulicher Dokumente. Erinnert sei an die „Bill of Rights“ 1789 wie die „Habeas Corpus Act“ von Abraham Lincoln. Am 30. Oktober 2013 meldete die Washington Post: „Snowden Dokumente enthüllen: NSA infiltriert weltweit Links zu Rechenzentren von Yahoo und Google“. Dieser Artikel brachte das Weiße Haus samt Präsident Barack Obama in Aufregung, aber als das Jahr 2014 anbrach, hatte Obama „die Welt verändert und den Technologiesektor gleich mit“. Es kam zu gerichtlichen Auseinandersetzungen und das Ergebnis zeigte das empfindliche Gleichgewicht zwischen dem Schutz persönlicher Daten und öffentlicher Sicherheit. Gerichtsverfahren sind stumpfe Werkzeuge, aber es hatte dazu geführt, dass alle an einem Tisch saßen und über die Zukunft sprachen. Da aber mit der Zeit „Cloudcomputing“ immer allgegenwärtiger wurde, wurde auch die Versuchung der Regierungsbehörden einseitig zu handeln, immer unwiderstehlicher. Es war der Anfang einer Rechtsmittelkette, zumal die Öffentlichkeit schnell und heftig reagierte. Zum Schluss kam „CLOUD Act“ zustande, ein „Gesetz zur rechtsstaatlichen Nutzung der im Ausland gespeicherten Daten“. Am 23. März 2018 unterzeichnete Präsident Donald Trump das CLOUD Act Gesetz, nach vierjährigem Ringen.

Das Buch geht spannend weiter und ist eine Freude für alle Juristen. Es ist niemals langweilig. Die USA ist, wie 1787 Benjamin Franklin sagte: „Eine Republik, wenn ihr sie bewahren könnt.“ Diese Aussage ist kurz und nachhaltig. Der Satz enthält das Prinzip einer demokratischen Republik! Es ist die unablässige Spannung zwischen Freiheit und Verantwortung. Dass es Regulierungen geben muss, ist unstrittig. Doch welche Art von Regulierung der sozialen Medien ist sinnvoll? Digitale Medien haben eine andere Welt geschaffen, doch wie wir damit umgehen sollen, ist immer noch nicht ganz klar. „Ohne Cybersicherheit gibt es keine nationale Sicherheit!“ Die Technologie geht mit Riesenschritten voran, mit dem Breitbandzugang von Glasfaserkabeln. Mit TV-White-Space sollen die ländlichen Regionen erobert werden, wie bei der Elektrifizierung. Jedes Unternehmen wird zu einem IT-Unternehmen, ebenso wie eine Regierung. Es herrscht ein sehr starker Mangel an Lehrern, die Informatik unterrichten können. Alle diese Herausforderungen erfordern ein aktives Handeln.

Die Künstliche Intelligenz wirft die Frage auf: Frag nicht, was Computer tun können, sondern was sie tun sollen. Die künstliche Intelligenz beruht auf der menschlichen Wahrnehmung wie auf der menschlichen Kognition der Fähigkeit eines Rechners zum logischen Denken und Lernen. Der letzte ethische Grundsatz der KI sollte die Verantwortlichkeit sein! Hier begegnen sich zwei gegensätzliche Welten, Amerika und China, dessen Tradition bis auf das Jahr 221 v. Chr., in die Qin- Dynastie, zurückreicht. Konfuzius lehrte eine Verpflichtung  zu mitfühlender  Herrschaft, zur Hingabe an das Lernen und zum Streben nach Harmonie, basierend auf einer hierarchischen Gesellschaftsordnung. Die wichtigste Pflicht war, seinen eigenen Platz zu kennen. Was braucht die Welt? Einen Motor für eine neue Generation des Wirtschaftswachstums – überall auf der Welt!

Oppenheim, den 19. April 2020

Dr. phil. Dipl.-Met. Wolfgang Thüne

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