16thDezember

Buchbesprechung: Balz, Julia u. a. (Hrsg.): Das Klimakochbuch – Klimafreundlich einkaufen, kochen und geniessen. Kosmos-Verlag, Stuttgart 2015, 120 Seiten, ISBN 978-3-440-15174-7, 16,99 Euro

Ein Klimakochbuch! Welch eigenartiger Titel, der die Frage provoziert: Kann man Klima kochen? Diese Frage ist völlig absurd, denn 1. wer hat schon einen so gigantischen Kochtopf, um darin das Globalklima zu kochen? Auch wenn man dieses zerlegt in seine Einzelteile, die vielen regionalen Klimata, es ginge nicht, denn 2. Ist das Klima kein Kürbis, es existiert nur in unserer Vorstellung. Klima entsteht, wenn man 30 Jahre Wetter zu einem undefinierbaren Brei verkocht. Auch kann man Wetter nicht backen und als Plätzchen verteilen.

 

Das vom Kosmos-Verlag editierte Buch ist ein Ärgernis, eine Provokation, nicht nur für Wetterfrösche, wird doch auf den Luftdruckkarten die Luftströmung samt Fronten einfach umgekehrt, ein Hoch in ein Tief verwandelt. Die Empfehlung des Bundesumweltministeriums samt Vorwort der Ministerin Barbara Hendricks verdirbt zusätzlich den Appetit, als ob jemals der Umstieg vom Auto auf das Fahrrad oder umgekehrt das Wetter verändert und Regen wie Glatteis abgestellt und dichten Nebel aufgelöst hätte.

So ärgerlich die Texte mitsamt den unsinnigen politisch korrekten Belehrungen auch sind, es finden sich doch einige sehr gute und originelle Rezepte darin. In dem Kapitel „Bitte Auslöffeln“ sind Süppchen, die wohl jeden Gaumen kitzeln und anregen: Erfrischende Melonensuppe, Rote-Beete-Suppe mit Champignons, Teltower-Rübchen-Suppe, Geflügelkraftbrühe mit Gemüse und Flädle, Kürbiscreme-Suppe mit Curry, Badische Grieß-Suppe. Viele andere Gerichte werden durch ein Übermaß an Ideologie versalzen und mindern die Essfreude. Dabei gibt es die schon uralte Lebensweisheit: Liebe geht durch den Magen! Ein vorzüglich bereitetes Essen hebt die Stimmung und verbessert das Klima. Klima ist nämlich ein eingedeutschtes Wort, kommt aus dem Griechischen und bedeutet Neigung. Und Zuneigung kann bei gutem Essen in einer Liebesbeziehung und einer Ehe enden. Gutes gemeinsames Essen fördert ein prima Eheklima. Der Spruch „Kochen für den Klimaschutz“ bekommt damit einen völlig anderen Sinn. Man sollte also die Macht des Bauchgefühls nicht unterschätzen.

 

Missmut kommt dann auf, wenn der Leser sich veräppelt und plump für politische Zwecke oder vegane Ideologien missbraucht fühlt. Es sollte jeder nach seiner Art glücklich werden dürfen, ohne an die Kette von Gutmenschen genommen und mit einem Nasenring durchs Leben geführt zu werden. Das Kochen ändert am Klima ebenso wenig wie das Teller-Leeressen etwas am Wetter ändert, wie uns Kindern versprochen wurde, wenn uns etwas nicht schmeckte. Insgesamt sind 48 Rezepte mit vielen vegetarischen und veganen Alternativen enthalten, doch kaum die Hälfte weckte meine Geschmacksnerven und meine Neugier. Doch die kann man bei der Fülle sehr guter Kochbücher auch anderweitig befriedigen.

 

Oppenheim, den 16. Dezember 2015

Dr. Wolfgang Thüne

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